7. April 2016, 08:31
Vor allem sozial benachteiligte
Menschen weisen ein erhöhtes Risiko für Typ 2-Diabetes auf, sagt die
Internistin Alexandra Kautzky-Willer
Experte: "2050 hat ein Drittel der Bevölkerung Diabetes" |
Wien – Der Weltgesundheitstag am 7. April
steht in diesem Jahr unter dem Motto "Diabetes bekämpfen". Helmut
Brath von der Wiener Diabetesambulanz nimmt das zum Anlass und weist auf eine
besorgniserregende Entwicklung hin: "2050 werden 33 Prozent der
Bevölkerung an Diabetes leiden. Wenn wir so weitermachen, werden die Diabetiker
bald die Mehrzahl der Bevölkerung sein", warnt der Experte. Der
bewegungsarme westliche Lebensstil mit zu "süßer" und zu fettreicher
Ernährung samt Übergewicht und Adipositas gelten als treibende Faktoren in der
Entwicklung von Typ-2-Diabetes (nicht insulinabhängiger Diabetes). Derzeit sind
weltweit 415 Millionen Menschen von der Erkrankung betroffen. 2040 werden es
laut Prognosen rund 640 Millionen Menschen sein. Unberücksichtigt ist dabei die
Dunkelziffer – also die nichtdiagnostizierten Fälle, die Brath zufolge in
Österreich etwa zehn Prozent der Erwachsenen ausmachen dürften. Eine aktuelle
Screening-Untersuchung der Tiroler Apotheker zeigte, dass bei 1.210 erfassten
Datensätzen 9,5 Prozent der untersuchten Personen an Diabetes litten, weitere
34,8 Prozent wurden als Prädiabetiker klassifiziert.
Sozialer Status ausschlaggebend
Vor allem sozial Benachteiligte
weisen eine höhere Wahrscheinlichkeit auf, zuckerkrank zu werden, betont die
Wiener Fachärztin für Innere Medizin, Alexandra Kautzky-Willer: "80
Prozent der Diabeteskranken leben in Ländern mit sehr niedrigem oder mittlerem
Bruttosozialprodukt.". In Ländern wie Pakistan, Mexiko oder in den
arabischen Staaten würden bereits 20 Prozent der Erwachsenen zuckerkrank sein.
Diese Situation wirkt sich auch auf die Industrienationen aus, wo viele dieser
Menschen ankommen, betont Alexandra Kautzky-Willer. Konkret: "Frauen mit
Migrationshintergrund haben in Österreich ein um das 3,5-Fache gesteigertes
Diabetesrisiko, Männer mit Migrationshintergrund haben das 1,5-Fache
Diabetesrisiko." Die Zahl der Diabetiker hat sich der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge seit 1980 von 108 Millionen auf etwa
422 Millionen nahezu vervierfacht. Der Anteil an der erwachsenen Bevölkerung
sei global von 4,7 Prozent auf 8,5 Prozent im Jahr 2012 gestiegen, teilte die
Organisation am Mittwoch zu ihrem ersten globalen Diabetes-Bericht mit.
Quelle: derstandard.at
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