BlutzuckerKontrolle
Diabetes ist eine chronische Erkrankung, bei
der der Zuckerstoffwechsel im Körper gestört ist. Mit einer guten Einstellung
des Stoffwechsels von Beginn der Erkrankung an können Betroffene aber ein
fast normales Leben führen, vergleichbar dem von stoffwechselgesunden Menschen.
Voraussetzung dafür ist kompetente ärztliche Betreuung sowie ein hohes Maß an
Eigenverantwortung seitens der Patienten. Denn auch im Alltag kann man viel
tun, um den eigenen Gesundheitszustand stabil zu halten bzw. zu
verbessern. Strukturierte Messungen der Plasmaglukose (im Volksmund
Blutzucker genannt) und falls notwendig auch des Blutdrucks, sowie ein gesunder
Lebensstil können Menschen mit Diabetes deshalb nicht als Last, sondern als
persönliche Chance sehen.
Der Zuckerstoffwechsel im Körper
Der Stoffwechsel ist ein komplexes
System, das das Gleichgewicht zwischen Nahrungsaufnahme und Nahrungsverwertung
reguliert. Ein Teil davon ist der Zuckerstoffwechsel, der den Zuckerhaushalt im
Körper regelt.
Zucker gehört zu den Kohlenhydraten, das
sind chemische Einfach- oder Mehrfach-Verbindungen aus Kohlenstoff, Sauerstoff
und Wasserstoff.
Kohlenhydrate lassen sich in drei
Gruppen unterteilen:
- Einfachzucker, z. B. Traubenzucker
(Glukose), Fruchtzucker (Fruktose)
- Zweifachzucker, z. B. Kristallzucker
(Saccharose), Milchzucker (Laktose)
- Mehrfachzucker, z. B. Stärke, Cellulose
Wie wird Zucker im Körper verarbeitet?
Mit der Nahrung aufgenommene
Kohlenhydrate werden im Magen-Darm-Trakt gespalten und ins Blut
abgegeben.
Die Bauchspeicheldrüse misst stetig den
Blutzucker. Ist dieser hoch, schüttet sie Insulin aus. Insulin sorgt für
die Aufnahme von Zucker in die Körperzellen. Hier dient Zucker als wichtiger
Energielieferant für verschiedenste Zellprozesse.
Ist der Blutzucker niedrig, wird das
Hormon Glukagon freigesetzt, dieses mobilisiert Zucker aus den vorhandenen
Reserven.
Die Zellen der Leber nehmen einen
Großteil des Zuckers auf. Sie bauen damit Zuckerspeicher auf. Diese können
durch Glukagon wieder abgebaut werden. Darüber hinaus kann die Leber auch
selbst Zucker herstellen. Zucker wird zwar in den Nieren gefiltert, aber
wieder vollständig zurück ins Blut aufgenommen, sodass der Harn normalerweise
zuckerfrei ist.
Was passiert bei Diabetes?
Bei Menschen mit Diabetes besteht ein
relativer oder absoluter Mangel an Insulin oder die Wirkung des Insulins an den
Körperzellen ist eingeschränkt (Insulinresistenz). Die Folge ist
ein erhöhter Blutzuckerspiegel und ein zuckerhaltiger Harn. Ein dauerhaft
erhöhter Blutzucker kann zu vielfältigen Zellschädigungen und Symptomen führen.
Welche Werte sollten Menschen mit Diabetes überwachen?
Ist man nicht auf eine Insulintherapie mit intensiver Überwachung der
Plasmaglukose angewiesen, sollte in Absprache mit dem behandelnden Diabetesteam
eine sinnvolle Messfrequenz und Verteilung der Plasmaglukose-Messungen
festgelegt werden. Dies gilt auch für nicht mit Insulin behandelte Diabetiker. Im
Urin lässt sich Zucker nur nachweisen, wenn die Plasmaglukose einen bestimmten
Wert überschritten hat (sog. Nierenschwelle), die bei ca. 180 mg/dl liegt. Auch
Ketonkörper (im Volksmund Aceton genannt) lassen sich nachweisen. Sie entstehen
bei starkem Insulinmangel und sind deshalb ein Zeichen für eine
Stoffwechselentgleisung.
Nach der Nationalen
VersorgungsLeitlinie „Therapie des Typ-2-Diabetes“ sind
Uringlukose-Analysen kein Standard in der Diagnostik und in der
Therapieüberwachung, Der Uringlukose-Test zeigt sich nur bei hohen
Blutglukosewerten positiv, da die Glukosetransportkapazität individuell sehr
unterschiedlich und unter anderem altersabhängig ist.
Bei den meisten Patienten ist jedoch
eine deutlich bessere Einstellung zur Vermeidung von Diabeteskomplikationen sinnvoll,
daher sind Plasmaglukose-Messungen zu bestimmten Zeiten und in bestimmten
Situationen notwendig, um die Güte der Stoffwechseleinstellung beurteilen zu
können.
Ein sehr wichtiger Parameter zur
Beurteilung der Stoffwechsellage ist das HbA1c (Hämoglobin A1c). Dabei handelt
es sich um ein chemisch verändertes Hämoglobin (roter Blutfarbstoff= HbA0).
Glukose lagert sich an das Hämoglobin an (sog. Glykierungsreaktion) und zwar in
Abhängigkeit von der Konzentration im Blut. Je höher die Blutglukose und je
länger hohe Blutglukosespiegel bestehen, desto höher ist das HbA1c. Die
Bestimmung von HbA1c im Blut dient der Langezeitkontrolle des Diabetes und
dessen Behandlung, denn es korreliert gut mit den mittleren Blutglukosewerten
der letzten 8-12 Wochen. („Blutglukose-Gedächtnis“). HbA1c dient auch zur
Einschätzung des Risikos von Langzeitschäden des Diabetes sowie zum Screening
und zur Diagnose eines Diabetes.
Methoden der Blutzuckermessung
Die Selbstmessung der Plasmaglukose ist ein wichtiger
Bestandteil des Diabetes-Managements. Dabei wird mit Hilfe einer Stechhilfe ein
Blutstropfen – meist aus der Seite einer Fingerkuppe – gewonnen und auf einen
Teststreifen aufgetragen, der dann in einem kleinen Messgerät ausgelesen wird.
Innerhalb von weniger als einer Minute lässt sich so mit modernen
Plasmaglukose-Messgeräten die aktuelle Blutglukose-Konzentration ermitteln. Im
Laufe der zurückliegenden 30 Jahre wurden erhebliche Fortschritte hinsichtlich
der Messzeiten, der Bedienerfreundlichkeit, der benötigten Blutmengen sowie der
Datenübertragung und -verarbeitung erzielt. Ebenso verursachen die modernen
Stechhilfen deutlich weniger Schmerzen als ihre Vorgänger aus den
Anfangsjahren. Zur Diagnose eines Diabetes eignen sich die Geräte wegen der
noch nicht optimalen Messgenauigkeit jedoch nicht.
Aufwändiger und teurer als die Selbstmessung ist das
kontinuierliche Glukosemonitoring (CGM, Continuous Glucose Monitoring), bei dem
rund um die Uhr alle fünf Minuten der Glukosegehalt in der Gewebeflüssigkeit
des Unterhautfettgewebes gemessen wird.
Neueste Entwicklung ist ein Sensor, der auf dem Oberarm getragen
wird und über eine kleine Sonde die Glukosekonzentration im Unterhautgewebe
misst. Um die Werte im Verlauf der vergangenen acht Stunden zu ermitteln, muss
nur noch ein Scanner in die Nähe des Sensors gebracht werden. Der Stich in die
Fingerbeere für eine einzelne Messung wird damit entbehrlich.
Die Plasmaglukose-Messung bei
Diabetes hat sich in den zurückliegenden Jahrzehnten rasant entwickelt. Die
Forschung erzielt zudem große Fortschritte auf der Suche nach Möglichkeiten
einer „künstlichen Bauchspeicheldrüse“. Mittlerweile gibt es Sensoren, die
kontinuierlich den Glukosespiegel im Gewebe ermitteln, um selbständig die
Insulinabgabe durch eine Insulinpumpe zu regeln. Auf dem Gebiet der
nicht-invasiven Glukosemessung im Gewebe wird momentan noch an vielen Produkten
gearbeitet, sie sind derzeit noch nicht verfügbar. Die nicht-invasiven
Glukose-Sensoren messen Änderungen im Zuckergehalt der Haut, ohne diese dabei
zu verletzen.
Vorteile der Selbstkontrolle
Selbstmessung bzw. –überwachung der Plasmaglukose ist neben
Ernährung, körperlicher Aktivität und medikamentöser Therapie für viele
Diabetes-Patienten ein wichtiger Baustein des Krankheits-Managements. Eine
adäquate Therapie des Typ-1-Diabetes ist ohne die Messung unmöglich. Und
auch bei Typ-2-Diabetes kann sie ein wertvolles Element der
Behandlung sein.
Selbstkontrolle kann zur Vorbeugung sowohl akuter (z.B. Unter- und Überzuckerung) als auch chronischer diabetischer Komplikationen (z.B. Herz-Kreislauf- oder Nierenerkrankungen) beitragen, wie eine Reihe von Studien bestätigt hat. Insbesondere verbessert die Selbstmessung der Plasmaglukose die Aufmerksamkeit gegenüber Symptomen einer Unterzuckerung und ermöglicht es dem Patienten so, selbstständig und aktiv Hypoglykämien vorzubeugen. Zudem lernen die Patienten so, wie ihre Plasmaglukose auf Medikamente, Mahlzeiten, Sport und andere Belastungen reagiert.
In jüngerer Vergangenheit hat sich herausgestellt, dass auch Schwankungen des Blutzucker-Profils im Tagesverlauf (z.B. starke Anstiege der Plasmaglukose nach Mahlzeiten) das Risiko für diabetischeFolgeerkrankungen ansteigen lassen können. Solche Schwankungen lassen sich durch die Selbstkontrolle gut identifizieren und damit therapeutisch angehen.
Selbstkontrolle kann zur Vorbeugung sowohl akuter (z.B. Unter- und Überzuckerung) als auch chronischer diabetischer Komplikationen (z.B. Herz-Kreislauf- oder Nierenerkrankungen) beitragen, wie eine Reihe von Studien bestätigt hat. Insbesondere verbessert die Selbstmessung der Plasmaglukose die Aufmerksamkeit gegenüber Symptomen einer Unterzuckerung und ermöglicht es dem Patienten so, selbstständig und aktiv Hypoglykämien vorzubeugen. Zudem lernen die Patienten so, wie ihre Plasmaglukose auf Medikamente, Mahlzeiten, Sport und andere Belastungen reagiert.
In jüngerer Vergangenheit hat sich herausgestellt, dass auch Schwankungen des Blutzucker-Profils im Tagesverlauf (z.B. starke Anstiege der Plasmaglukose nach Mahlzeiten) das Risiko für diabetischeFolgeerkrankungen ansteigen lassen können. Solche Schwankungen lassen sich durch die Selbstkontrolle gut identifizieren und damit therapeutisch angehen.
Da Übergewicht den Diabetes oft erst
mit auslöst, sollte man auch regelmäßig das Körpergewicht und den Taillenumfang
messen und dokumentieren. Langfristig abzunehmen bedeutet nämlich, die
Resistenz gegenüber Insulin zu senken. Erhöhter Blutdruck bedeutet ein hohes
Gefäßrisiko. Daher ist es vor und unter einer Bluthochdruck-Therapie wichtig,
den Blutdruck unter Alltagsbedingungen zu messen. Tägliche Fußinspektionen
helfen schwerwiegende Fußkomplikationen insbesondere bei Menschen mit
Neuropathie zu verhindern oder zumindest frühzeitig zu entdecken.
Wann sollte man am besten messen?
Generell sollte neueren Studien zufolge die Selbstmessung der
Plasmaglukose möglichst strukturiert durchgeführt werden. Das bedeutet, dass
ein Zeitplan in Absprache mit den behandelnden Ärzten/Diabetologen und/oder
DiabetesberaterInnen so gestaltet werden sollte, dass aus den Messergebnissen
praktische Konsequenzen gezogen werden können. Wie oft gemessen wird, sollte
sich an individuellen Faktoren wie Art der Therapie, Qualität der
Stoffwechsel-Einstellung und dem Behandlungsziel orientieren. Bei Menschen mit
Typ-1-Diabetes ist die Plasmaglukose-Messung 4-6 Mal täglich notwendig, um die
Insulintherapie entsprechend den gemessenen Werten anzupassen.
Regelmäßige Messungen der
Plasmaglukose helfen, Therapiemaßnahmen zu optimieren. Dabei lernen Diabetiker
die individuelle Reaktion ihres Körpers auf verschiedene Nahrungsmittel,
körperliche Bewegung und Stress-Situationen kennen. Man spricht in diesem
Zusammenhang auch vom "ereignisgesteuerten" Messen. Das heißt bewusst
auszuprobieren, wie die Plasmaglukose auf bestimmte Situationen reagiert – zum
Beispiel auf einen 30-minütigen Spaziergang oder auf die leckere Pizza von
nebenan. Das hilft, die Therapie bestmöglich zu gestalten, denn man lernt
seinen Körper und dessen Reaktion besser kennen. Also: Keine Angst vor Eigeninitiative
– den Lebensstil umzukrempeln erhöht meist die Lebensqualität!
Diabetes Mellitus Therapie: Blutzuckerkontrolle |
Wie oft sollte man zum Arzt gehen?
Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) empfiehlt verschiedene
ärztliche Untersuchungen in regelmäßigen Abständen (siehe auch
Gesundheits-Pass Diabetes). Sie dienen der Vorbeugung und
rechtzeitigen Entdeckung von möglichen Folgeerkrankungen. Alle drei Monate
sollte deshalb zum Beispiel der HbA1c-Wert (Plasmaglukose-Langzeitwert) sowie
Angaben zum Blutdruck und Körpergewicht in den Diabetespass eingetragen werden. Daneben ist es sinnvoll, auch die eigenen
protokollierten Messungen und Ereignisse regelmäßig mit dem Arzt/der
Diabetesfachkraft zu besprechen.
Zu den weiteren Untersuchungen, die
einmal pro Jahr fällig sind, gehören zum Beispiel die Blutfettwerte, EKG und
die Überprüfung der Gefäße und Nervenfunktionen. Außerdem sollte der
Nierenfunktionswert (Serum-Kreatin zusammen mit der errechneten GFR =
glomeruläre Filtrationsratet) bestimmt und der Urin auf Eiweiß (speziell auf
Albumin!) untersucht werden, denn diese Laborwerte sind geeignet,
frühzeitig eine Nierenfunktionsstörung und ein kardiovaskuläres Risiko anzuzeigen.
Und nicht zuletzt sollen die Füße regelmäßig unter die Lupe genommen werden, um
Komplikationen auszuschließen. Der Augenarzt muss die Augen bei weitgetropften
Pupillen strukturiert untersuchen, die Ergebnisse entsprechend einem
standardisierten Untersuchungsbogen protokollieren und dem Patienten die
Untersuchungsergebnisse erläutern und schriftlich aushändigen.
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