Diabetes: Wie könnten Stammzellen helfen? |
Diabetes ist eine weit
verbreitete, lebenslange Erkrankung. Die Zahl der mit Typ-1-Diabetes
diagnostizierten Kinder nimmt stetig zu. Die Symptome sind zwar kontrollierbar,
eine Heilung gibt es jedoch nicht. Für viele Menschen bedeutet Diabetes
lebenslange tägliche Insulininjektionen und die Gefahr langfristiger
Gesundheitsschäden.
Was ist Diabetes?
Alle Zellen im Körper brauchen Energie, um zu leben. Diese Energie wird im
Körper in Form von Blutzucker (Glukose) transportiert. Normalerweise wird der
Blutzuckerspiegel durch Freisetzung des Hormons Insulin geregelt. Insulin wird
durch Zellen der Bauspeicheldrüse produziert, den Betazellen, die sich mit
anderen Bauchspeicheldrüsenzellen zusammen zu den so genannten
Langerhans-Inseln gruppieren. In einer menschlichen Bauchspeicheldrüse befinden
sich rund eine Million Langerhans-Inseln.
Wo ist die Bauchspeicheldrüse?
Sie befindet sich im Unterleib neben dem
Dünndarm und dem Magen. Die Zellen in der Bauchspeicheldrüse, welche Insulin
produzieren (Betazellen) sind in diesem Video von Dror Sever und Anne
Grapin-Botton rot markiert.
Insulinproduktion in der menschlichen
Bauchspeicheldrüse: Die Bauchspeicheldrüse
liegt beim Menschen im Unterleib neben dem Dünndarm. Nahe den Blutgefäßen,
welche die Bauchspeicheldrüse durchziehen, finden sich die Betazellen, die
Insulin ins Blut abgeben. Das von diesen Zellen produzierte Insulin führt zur
Aufnahme von Glukose (Zucker) aus dem Blut in Zellen im ganzen Körper (zum
Beispiel Muskelzellen), damit Glukose als Energieträger genutzt werden kann.
Es
gibt verschiedene Typen von Diabetes. Alle haben gemeinsam, dass sie ein
Problem bei der Regulierung von normalem Blutzuckerspiegel haben.
Die
häufigsten Diabetes-Typen:
Typ-1-Diabetes liegt vor, wenn das körpereigene Immunsystem
die Betazellen in der Bauchspeicheldrüse schädigt und sie zerstört, so dass sie
kein Insulin mehr erzeugen. Als Folge bleibt der Blutzuckerspiegel ständig
hoch, was langfristig zu Gesundheitsschäden führt.
Typ-2-Diabetes liegt vor, wenn nicht ausreichend Insulin von
den Betazellen produziert wird oder das produzierte Insulin nicht korrekt
arbeitet (die Körperzellen werden Insulin-resistent).
Diabetes beobachten: Die Bilder zeigen eine Langerhans-Insel von der Person mit Typ-1-Diabetes
(links) und ohne Diabetes (rechts). Im linken Bild sehen wir, dass weniger
Insulin (in braun gezeigt) hergestellt wird und die Betazellen sind
angeschwollen, da sie geschädigt sind.
Wie
wird Diabetes heute behandelt?
Insulinpumpe: Foto einer Pumpe die bei Typ-1-Diabetes benutzt wird, .um Insulin zu verabreichen |
Diabetes ist derzeit nicht heilbar.
Diabetes-Typ-2 lässt sich zwar oft zumindest teilweise durch gesunde Ernährung
und regelmäßige Bewegung unter Kontrolle bringen, Typ-1-Diabetes hingegen
nicht. Menschen, die an Typ-1-Diabetes leiden, müssen mehrmals täglich ihren
Blutzuckerspiegel messen und bei Bedarf
Insulin zuführen (durch
eine Injektion oder eine Pumpe). Leider kann es auch bei regelmäßigen
Injektionen schwierig sein, den Blutzuckerspiegel normal zu halten. Langfristig
kann ein erhöhter Blutzuckerspiegel schwere Schädigungen an Herz, Augen,
Blutgefäßen, Nieren und Nerven hervorrufen. Wird dagegen zu viel Insulin
injiziert, kann der Blutzuckergehalt zu tief sinken (Hypoglykämie), was tödlich
sein kann.
Typ-1-Diabetes
lässt sich behandeln, indem man dem Patienten Inselzellen oder sogar eine ganze
Bauchspeicheldrüse eines Spenders verpflanzt. Mit einer solchen Transplantation
kann es funktionieren, dass der Körper den Blutzuckerspiegel wieder
eigenständig regelt und Insulinspritzen überflüssig werden.
Inselzell-Transplantationen setzen sich immer mehr durch, denn die Verpflanzung
einer ganzen Bauchspeicheldrüse ist ein schwerwiegender Eingriff mit
erheblichem Risiko.
Isolierte Langerhans-Insel, wie sie zur Transplantation benutzt wird
Es gibt allerdings Schwierigkeiten bei der Transplantation von
Langerhans-Inseln:
·
Die Nachfrage nach Transplantaten übersteigt bei
weitem die verfügbaren Spender und die Inseln müssen ein ausreichende Qualität
und Größe haben.
·
Bei Transplantationen muss das Immunsystem durch
Medikamente (Immunsuppressiva) unterdrückt werden, damit das neue, „fremde“
Organ nicht abgestoßen wird. Die Immunsuppressiva wiederum machen den Empfänger
infektionsanfällig und haben oft Nebenwirkungen. Deshalb kommen heutzutage nur
einige wenige Typ-1-Diabetes Patienten für eine Transplantation in Frage.
Auch unter der Verwendung von Immunsuppressiva wird das Transplantat
letztendlich durch das Immunsystem zerstört und weitere Transplantate werden
benötigt. Da das Immunsystem sich entwickelt hat, diese Art von Zellen während
der ersten Transplantation zu erkennen und zu zerstören, erkennt und zerstört
es fremde Zellen während weiteren Transplantationen schneller und leichter.
Dies führt dazu, dass Inseltransplantate und andere Organtransplantationen wie
z.B. die Niere eher abgestoßen werden.
Wie könnten die Stammzellen helfen?
Es gibt noch keine geprüften Behandlungsmethoden für Diabetes mit
Stammzellen.Wenn Betazellen im Labor hergestellt werden können, ließe sich
das Problem der Gewinnung der richtigen Anzahl und Qualität der Inselzellen für
die Transplantation lösen.
Aktuelle Forschung
Aktuelle Ansätze neue Betazellen für eine Therapie
herzustellen:
·
Reife pluripotenten Stammzellen können
sich im Labor zu Betazellen differenzieren, die Diabetiker
transplantiert werden können.
·
Reife Betazellen könnten aus anderen Zelltypen,
beispielsweise Leberzellen, hergestellt werden und in Diabetiker transplantiert
werden.
·
Medikamente könnten die Zellen in der
Bauchspeichel-drüse von Diabetikernanregen, neue Beta-Zellen zu produzieren.
Für alle diese Ansätze wird in der laufenden Forschung untersucht:
·
Wie können wir die Zellen vor dem Angriff durch das
Immunsystem schüzten, wenn sie transplantiert worden sind?
Herstellung von
Betazellen aus pluripotenten Stammzellen
Die unsichtbare Welt: Insulin-produzierenden Zellen, die aus humanen embryonalen Stammzellen hergestellt wurden
Pluripotenten
Zellen (sowohl embryonale Stammzellen als auch induzierte pluripotente
Stammzellen) können sich zu jedem Zelltyp im Körper entwickeln und Forscher
untersuchen, wie diese zu voll funktionsfähigen Betazellen entwickelt werden
können. Solche Zellen könnten die begrenzte Anzahl von Langerhans-Inseln von
Spendern ergänzen oder ersetzen. Forscher haben vor kurzem erfolgreich Zellen
aus menschlichen pluripotenten Stammzellen hergestellt, die in ähnlicher Weise
wie normalen Betazellen auf Glucose reagieren. Die gelang sowohl im Labor als
auch nach Transplantation in diabetischen Mäusen. Diese Betazellen werden in
Kürze in Phase 1 klinischen Studien auf die Sicherheit für Patienten getestet.
Herstellung von
Betazellen aus anderen Zellen
Einige Forscher
glauben, es könnte möglich sein, neue Betazellen aus anderen Zellen, die
bereits in der Bauchspeicheldrüse des Patienten vorhanden sind, herzustellen.
Es ist nicht bekannt, ob Stammzellen in der Bauchspeicheldrüse existieren,
allerdings wurden Betazell-Vorläuferzellen identifiziert. Die Forscher hoffen,
dass sie Medikamente entwickeln können, welche entweder die Vorläuferzellen in
der Bauchspeicheldrüse eines Diabetikers aktivieren können, oder anderen reife
Zellen der Bauchspeicheldrüse umprogrammieren, so dass sie neue Betazellen
produzieren. Umprogrammierung anderen Zellen im Labor, zum Beispiel Haut- oder
Leberzellen, zu Betazellen ist ebenfalls eine Möglichkeit. Diese Untersuchungen
sind noch experimenteller Natur und sind noch nicht an einem Punkt, an dem
klinische Studien nahe liegen.
Die Geburt der Betazellen: Der Weg der Reifung von Vorläuferzellen zu Betazellen während der Entwicklung der Bauchspeicheldrüse.
Schutz der Zellen vor dem Immunsystem
Kapsel zur Transplantation von Zellen,
die sie vor dem Immunsystem der Person schützt:
Hergestellt von ViaCyte und
derzeit in einer klinischen Studie der Phase
1/2 getestet (siehe unten).
Es wird daran gearbeitet, einen effektiven Weg zur Verkapselung von transplantierten
Zellen zu finden, um sie vor einem Immunangriff zu schützen. Im Moment sind
mehrere Forschergruppen und Unternehmen (ViaCyte und Beta-O2Technologies)
an klinischen Phase-1-Studien beteiligt, die zum Ziel, haben eine Kapsel zu
entwickeln, welche die Abgabe von Insulin nach außen, also in den Patienten,
ermöglicht, jedoch gleichzeitig die Zellen in der Kapsel vor dem Immunsystem
schützt.
Weiterhin arbeitet man auch daran, Medikamente zu entwickeln, welche die
Immunreaktion abschwächen. Ergebnisse dieser Forschung könnten bessere
Therapien mit Betazellen aus den verschiedenen Quellen schaffen.
Isolierte Langerhans-Insel, wie sie zur Transplantation benutzt wird |
Wie könnten die Stammzellen helfen?
Herstellung von Betazellen aus pluripotenten Stammzellen
Die unsichtbare Welt: Insulin-produzierenden Zellen, die aus humanen embryonalen Stammzellen hergestellt wurden |
Die Geburt der Betazellen: Der Weg der Reifung von Vorläuferzellen zu Betazellen während der Entwicklung der Bauchspeicheldrüse. |
Schutz der Zellen vor dem Immunsystem
Kapsel zur Transplantation von Zellen, die sie vor dem Immunsystem der Person schützt: Hergestellt von ViaCyte und derzeit in einer klinischen Studie der Phase 1/2 getestet (siehe unten). |
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