Zucker schädigt schleichend
Diabetes kann Adern, Nieren und Nerven schädigen.
Auch der Sex kann schwieriger werden. Sinkt der Blutzuckerspiegel rasch ab oder
erhöht er sich extrem, drohen sogar Bewusstlosigkeit und Koma.
Diabetes Mellitus: Zucker schädigt schleichend |
Was tut sich in meinem Inneren? Diese Frage ist für Menschen mit Diabetes außerordentlich wichtig, denn zu viel
Zucker im Blutstrom schadet Körper auf Dauer: Er kann Adern verstopfen, Nerven
veröden, Nieren und Augen schaden. Deshalb sollten Zuckerkranke ständig ihren Harnzucker oder Blutglukosewert messen und dafür sorgen, dass er im
nahezu normalen Bereich bleibt. Liegt der Langzeitwert HbA1c unter 58 Millimol pro Mol (7,5
Prozent), sind Folgeerkrankungen nicht zu befürchten.
Wie hoch der Zuckergehalt in Ihrem Blut ist, sollten
Sie aber auch noch aus einem anderen Grund wissen: Sie können über- oder
unterzuckern. Beides hat gefährliche Folgen. Bei einerUnterzuckerung können Sie schnell bewusstlos werden,
bei einer Überzuckerung sogar nach einiger Zeit ins Koma gleiten.
Weil die Gefahr der Über- und Unterzuckerung
immer besteht, auch wenn Sie gewissenhaft kontrollieren, sollten Sie mit Ihren
Freunden und Verwandten über Ihre Erkrankung sprechen. Klären Sie sie darüber
auf, was zu tun ist, wenn Sie umkippen.
Besonders wichtig ist für Sie, dass Sie in einer
speziellen Diabetes-Schulung alles über Ihre Erkrankung lernen.
Denn sie erfordert viel Aufmerksamkeit: Beobachten Sie Ihren Körper und gehen
Sie nicht nachlässig mit kleinen Rissen in der Haut oder Wunden um, denn sie
heilen bei sehr hohen Blutzuckerwerten viel schlechter und können sich leicht
entzünden.
Auch Ihr Partner oder Ihre Partnerin sollten
wissen, was es bedeutet, zuckerkrank zu sein. Möglicherweise entstehen aufgrund
der Stoffwechselstörung Probleme beim Sex. Sprechen Sie mit Ihrem Diabetologen
über Ihre Gedanken und Befürchtungen.
Unterzuckerung
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Zu viel Zucker im Blut heißt: Diabetes. Doch zu
wenig Zucker ist auch nicht gesund, denn dann kann der Körper unterzuckern. Als
unterzuckert gilt ein Mensch, wenn er weniger als 2,7 Millimol Zucker pro Liter
Blut (50 Milligramm pro Deziliter) hat. Das entspricht etwa einer Messerspitze
Zucker in einem Liter Blut.
Menschen mit Diabetes können unterzuckern, weil sie
vielleicht zu viel Insulin
gespritzt haben oder
weil sie eine zu hohe Medikamentendosis eingenommen haben. Möglicherweise liegt
es auch am Sport: Manche Zuckerkranke bedenken nicht, dass
der Körper bei Bewegung - oder auch bei Stress - viel mehr Zuckerenergie
verbraucht als normalerweise, und verringern daher ihre Insulindosis nicht.
Wer Medikamente einnimmt,
die den Wirkstoff Glibenclamid, Glimepirid oder Repaglinid enthält, kann
ebenfalls unterzuckern. Das kommt bei einem Patienten einmal alle ein bis zwei
Monate vor. Wenn sich der Harnzuckerstreifen nach einer Hauptmahlzeit nie verfärbt,
der Blutzuckertest immer unter 10 Millimol pro Liter (180 Milliliter pro
Deziliter) liegt oder der Langzeitwert HbA1c unter 48 Millimol pro Mol (6,5
Prozent), sollten Betroffene mit ihrem Arzt sprechen, ob sie überhaupt noch ein
Medikament zur Blutzuckersenkung benötigen.
Wer ausschließlich Diabetestabletten nimmt, die
Metformin oder Acarbose enthalten, kann nicht unterzuckern. Für die sogenannten
DPP4-Hemmer - Stoffe, deren chemische Namen auf Gliptin enden - sind
Unterzuckerungen nur in seltenen Fällen beschrieben.
Anzeichen für Unterzuckerung sind ein pelziges
Gefühl um den Mund herum, möglicherweise ein Kribbeln in den Fingern und
Lippen, Nervosität und ein zittriges Gefühl. Auch Schweißausbrüche und
Herzrasen sind Hinweise, gepaart mit Heißhunger.
Irgendwann ist der Blutzuckerspiegel so niedrig,
dass die Gehirnzellen fast keine Energie mehr geliefert bekommen und anfangen,
langsam abzuschalten. Dann fällt es schwer, sich zu konzentrieren. Das Sprechen
fällt schwer, Betroffene lallen mitunter, verschlucken ganze Wortsilben. Hält
die Zuckernot weiter an, folgt Bewusstlosigkeit.
Erste Hilfe: Traubenzucker oder
Limonade
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Damit Sie nicht umkippen, sollten Sie schnell
etwas unternehmen, wenn Sie die Unterzuckerung bemerken. Essen Sie vier kleine
Tafeln Traubenzucker oder, noch besser, trinken Sie ein Glas Cola, Limonade
oder gezuckerten Fruchtsaft. In Wasser gelöster Zucker gelangt schneller in den
Körper.
Im Übrigen sollten Sie bei einer Unterzuckerung
keine Light-Produkte zu sich nehmen. Solche Lebensmittel enthalten Süßstoffe
oder Zuckeraustauschstoffe, die in diesem Fall nichts nützen. Sie brauchen
echten Zucker.
Bei Ohnmacht: den Notarzt rufen!
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Wenn ein Zuckerkranker bereits ohnmächtig ist,
sollte er nichts mehr zu essen oder zu trinken bekommen: Bewusstlose können
nicht mehr schlucken. Eine Zuckerlösung, oder schlimmer noch, ein Stück
Traubenzucker kann bei einem tiefen Atemzug in den Kehlkopf oder in die
Luftröhre gelangen und später eine Lungenentzündung hervorrufen. Stattdessen
sollten Familienmitglieder oder Freunde den Bewusstlosen in die stabile
Seitenlage bringen, und, falls nötig, enge Kleidung öffnen, damit er frei atmen
kann. Anschließend sofort den Notarzt rufen!
Menschen mit DiabetesTyp 1 sollten zudem
stets ein Notfall-Set bei sich tragen. Dazu gehört auch eine Glukagonspritze.
Glukagon ist ein Hormon aus der Bauchspeicheldrüse,
das den Körper anregt,Zucker aus seinen Speicherdepots freizusetzen.
Das hebt den Blutzuckerspiegel wieder an. Glukagon sollte direkt in die Muskeln
injiziert werden. Diese Notfallspritze können sich Zuckerkranke im Notfall
jedoch nicht mehr selber geben. Daher ist es ratsam, Angehörigen oder Freunden
rechtzeitig zu zeigen, wie sie mit einem Notfall-Set umzugehen haben.
Ein Vollrausch ist verboten!
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Lebensgefährlich unterzuckern kann auch, wer
mehr als zwei Gläser Alkohol trinkt. Wein, Bier und Hochprozentiges lassen zwar
zunächst den Blutzuckerspiegel steigen. Doch gleichzeitig beschäftigt der
Alkohol die Leber derart, dass sie zu nichts anderem kommt - auch nicht zu
ihrer eigentlichen Aufgabe: aus ihren Speichern Zucker zu holen und ihn ins
Blut abzugeben.
Weil dem Körper dieser Zucker aus der Leber
fehlt, droht Unterzuckerung. Wer zu viel trinkt, riskiert ohnmächtig zu werden
und im schlimmsten Fall heftige Krampfanfälle zu bekommen. Vor allem das Gehirn
leidet unter dem Zuckermangel. Denn es ernährt sich ausschließlich von Zucker.
Fett aus den Reserven des Körpers kann es nicht verbrennen.
Überzuckerung
Menschen mit Diabetes wissen, dass zu viel Zucker im Blut schädlich ist. Doch nicht alle
wissen auch, dass eine echte Überdosis, also eine Überzuckerung, sie in ein
lebensgefährliches diabetisches Koma gleiten lassen kann.
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Der Körper kann überzuckern, wenn Zuckerkranke
zu viel Süßes oder zu viele stärkereiche Lebensmittel essen. Spritzen sie sich
dann zu wenig Insulin oder nehmen sie eine zu geringeMedikamentendosis ein, verkraftet der Organismus den
hohen Blutzuckergehalt nicht.
Wer überzuckert ist, fühlt sich müde und
kraftlos, manchmal ist ihm übel. Gleichzeitig hat er großen Durst und muss
häufig auf die Toilette. Denn die Nieren versuchen, den Zucker mit viel Wasser
wieder aus dem Körper zu spülen. Die Blase füllt sich schnell, während der
Organismus regelrecht austrocknet. Deshalb sendet der Körper ein Durstsignal.
Diese Beschwerden treten auf, wenn der Blutzuckerspiegel bei mehreren Messungen auf das Drei-
bis Vierfache angestiegen ist, oder wenn sich der Harnzuckerstreifenbei jeder Messung dunkelgrün
färbt.
Währenddessen hungern die Zellen des Körpers. Um
zu überleben, greift der Organismus auf Fette zurück, die in seinen
Fettspeichern lagen. Diese Fette wandelt er in Zuckermoleküle um. Dabei
entstehen Ketone, Moleküle, die das Blut übersäuern. Ausgeschieden werden sie
über die Lunge. Dann riecht der Atem nach faulem Obst oder Nagellackentferner.
Für Menschen mit DiabetesTyp 1 bedeutet das:
Alarmstufe Rot!
Bei Überzuckerung hilft nur eines:
Insulin
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Benommenheit ist die Vorstufe der
Bewusstlosigkeit. Bemerken Sie dieses Symptom, sollten Sie sich sofort Insulin
spritzen. Sonst gleiten Sie womöglich ins diabetische Koma. Ohne
Insulin gelangt der Zucker nicht in die Zellen, sondern bleibt im Blut.
Ist Ihr Blutzuckerwert auf Dauer zu hoch, drohen
Ihnen nicht nur schwere Schäden an Nerven und Nieren. Ihr Körper verzuckert
regelrecht. Überall im Gewebe lagert sich dann der süße Stoff ab und ruiniert
Augen und Adern.
Angiopathie: Adern verstopfen
Ist der Zuckergehalt des Bluts andauernd zu
hoch, verstopfen die Blutbahnen. Die Adern können sich zwar auch bei Gesunden
verschließen. Doch bei Menschen mit Diabetes passiert das viel eher, häufiger
und stärker.
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Zuerst werden die Wände der Blutbahnen immer
dicker. Dann lagern sich Klumpen aus Kalk und Fett, so genannte Plaques, an den
Innenwänden ab. Das macht die Adern an diesen Stellen enger, das Blut fließt daran
nicht glatt vorbei, sondern drückt sich an dem Hindernis entlang. In schlimmen
Fällen kann der Arzt bereits mit dem Stethoskop das Rauschen an den engen
Stellen hören. In einem früheren Stadium kann man das auch mithilfe einer
Ultraschalluntersuchung feststellen. In der Folge fließt dort weniger Blut, das
Gewebe und die Organe werden dann nicht gut mit Nährstoffen und Sauerstoff
versorgt.
An den Plaques kann das Blut sogar gerinnen.
Dann entstehen Blutgerinnsel, Thromben genannt. Sie lösen sich nicht wieder
auf, sondern bleiben kleben und flattern wie Fetzen eine Weile im Blutstrom.
Irgendwann reißen sie ab und schwimmen im Fluss eine Weile weiter, bis sie in
einer kleinen, dünnen Ader stecken bleiben: Sie sind zu dick, um weiter zu
kommen. Dann ist diese kleine Arterie mit dem Gerinnsel verstopft.
Blutgerinnsel blockieren die Adern
Davon kann im Laufe der Zeit das Gewebe
absterben, das von der Arterie versorgt wird: Das Fleisch stirbt ab und muss
amputiert werden. Bei Zuckerkranken werden aus diesem Grund im schlimmsten Fall
Zehen oder Füße amputiert.
Lebensgefährlich wird es, wenn ein Blutgerinnsel
lebenswichtige Adern verstopft. Dazu zählen die Blutbahnen, die das Herz mit
Nahrung und Sauerstoff versorgen: die so genannten Herzkranzgefäße. Dann droht
ein Herzinfarkt. Auch die Adern, die das Hirn mit allem Wichtigen beliefern,
sind lebensnotwendig. Verstopft eine Hirnarterie oder die Halsschlagader, kann
das zum Schlaganfall führen.
Zucker greift auf Dauer aber auch winzige
Adern an, die so genannten Kapillaren. Diese winzigen Blutbahnen übergeben
allen Organen Nährstoffe und Sauerstoff. Schäden an den Kapillaren können zu
verschiedenen Folgekrankheiten führen, zum Beispiel zu Nierenversagen oder zu
Sehstörungen.
Nephropathie: Nieren versagen
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Nieren halten das Blut rein. Sie filtern
Abfallstoffe, Salze und Gifte aus ihm heraus und leiten die unerwünschten
Substanzen in den Harn. Auch überschüssige Zuckermoleküle siebt dieses Organ
heraus. Doch bei Menschen mit Diabetes sind die Nieren von dem
Zuckerüberschuss irgendwann derart überfordert, dass sie nicht mehr funktionsfähig
ist.
Der Grund: Die feinen Zuckermoleküle bleiben in
den Kleinst-Strukturen der Niere hängen. Die kleinen Nierenkörper und die
-kapillaren verzuckern im Laufe der Zeit regelrecht. Das Gewebe quillt auf und
der engmaschige Filter bekommt undichte Stellen. Deshalb scheidet die Niere
auch Substanzen aus, die der Körper eigentlich noch benötigt, etwa wichtige
Eiweiße.
Ist die Niere geschädigt, steigt der Blutdruck
in den Adern und ein Teufelskreis beginnt: Je höher der Blutdruck, desto
schneller stirbt die Niere. Immer mehr der kleinen Nierenkörper veröden, das
Blut wird kaum noch gereinigt. Schließlich versagt das Organ vollständig. Dann
hilft nur noch die Dialyse: Eine Maschine wäscht das Blut, damit der Körper
sich nicht selbst vergiftet.
Retinopathie: Augen erblinden
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Die Zuckerkrankheit kann auf Dauer auch zur
Erblindung führen. Etwa 11 Prozent der Diabetespatienten haben Augenschäden,
0,3 Prozent aller Zuckerkranken erblinden. Ihre Sehkraft schwindet, weil
winzige Adern im Körper, die so genannten Kapillaren, verstopfen. Sie übergeben
allen Organen, auch den Augen, Nährstoffe und Sauerstoff aus dem Blut. Zu
viel Zucker im Blutlässt die Innenwände dieser kleinen Adern
wachsen, sie werden dicker und gleichzeitig undicht, bis sie irgendwann ihren
Dienst aufgeben.
Davon spüren die Betroffenen anfangs nichts.
Doch mit der Zeit werden die Löcher in den Kapillarwänden so groß, dass sie
Stoffe durchlassen, die in der Blutbahn bleiben sollten: Rote Blutkörperchen
und Eiweißstoffe fließen nun durch den Augapfel. Je mehr Adern in der Netzhaut
des Auges zerstört sind, desto heftiger wuchern neue Kapillaren. Denn das Auge
versucht verzweifelt, sich zu ernähren. Dennoch nimmt die Sehschärfe immer mehr
ab.
Denn die Äderchen wuchern überall, sogar in das
Augeninnere, den Glaskörper, hinein. Diese neuen Gefäße können schnell
einreißen. Dann strömt Blut in den Glaskörper und trübt die Sicht sehr stark.
Die Wucherungen auf der Netzhaut können auch vernarben und an ihr zerren.
Aufgrund dieses Zuges kann sich die Netzhaut sogar von der darunterliegenden
Aderhaut lösen. Dann stirbt die Netzhaut ab, Blindheit ist die Folge.
Es kann auch passieren, dass Flüssigkeit und
Blutkörperchen aus den leck geschlagenen Kapillaren an die so genannte Makula,
die Stelle des schärfsten Sehens, gelangen. Sie liegt im Zentrum der Netzhaut
und ist voller Sehzellen. Diese so genannte diabetische Makulopathie kann die
Sehzellen zerstören und blind machen.
Neuropathie: Nerven veröden
Überschüssiger Zucker
im Blut schadet allen
Nerven im Körper - nicht direkt, sondern über einen Umweg: Menschen mit
Diabetes leiden an verstopften und durchlässigen Adern. Funktionieren die
Blutbahnen nicht mehr richtig, gelangen zu wenige Nährstoffe und zu wenige
Sauerstoffmoleküle in die Nervenzellen. Die Nerven verhungern, schließlich
sterben sie ab.
Diabetes Mellitus: Zucker schädigt schleichend |
Das geschieht zuerst bei den besonders fein
verästelten Nervenfasern in der Haut, die Berührungssignale und Schmerzimpulse
weiterleiten. Sind diese filigranen Nerven zerstört, ist vielleicht ein
Kribbeln zu spüren. Oder man fühlt nichts mehr. Dann ist die Stelle taub
geworden.
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