diabetisches Fußssyndrom
diabetisches Fußssyndrom |
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Beim diabetischen Fuß-Syndrom handelt es sich
um eine gefürchtete Spätkomplikation, die im Rahmen eines über Jahre hinweg
unzureichend therapierten Diabetes mellitus auftreten kann. Im Verlauf eines DFS können
sich an den Füßen Geschwüre bilden, so genannte Ulcera, die sich ausdehnen und
im schlimmsten Fall zur Amputation der unteren Gliedmaßen führen.
Diabetiker tragen im Vergleich zu Nicht-Diabetikern ein 15fach
erhöhtes Amputationsrisiko. In Österreich werden derzeit jährlich 3.000
Amputationen bei Diabetikern durchgeführt. Ein Großteil dieser Fälle ließe sich
allerdings durch geeignete Maßnahmen (konsequente Vorbeugung und Pflege) sowie
frühe Behandlung durch Expertinnen und Experten vermeiden. Die beste Vorbeugung
ist ein gut eingestellter Blutzuckerstoffwechsel.
In Österreich sind derzeit etwa 300.000 Menschen von Diabetes
mellitus betroffen, bis zum Jahr 2050 lassen sich aber Zuwachsraten bis zu 50
Prozent errechnen. Die Diagnose "Diabetes Typ 2" wird gegenwärtig in immer
jüngeren Jahren gestellt - mit der Konsequenz, dass auch die zu erwartenden
Spätfolgen immer jüngere Patienten treffen. Etwa jeder Vierte Diabetiker ist
zumindest einmal in seinem Leben mit einem DFS konfrontiert, wobei Patienten in
weiterer Folge lebenslang Hochrisikopatienten für weitere Läsionen bleiben.
Warum kommt es zu einem diabetischen Fußsyndrom?
Das Risiko für ein diabetisches Fußsyndrom steigt, je länger der
Diabetes mellitus besteht und je unzureichender der Blutzucker langfristig
eingestellt ist. Das diabetische Fuß-Syndrom ist auf zwei Folgeerkrankungen
eines jahrelangen Diabetes zurückzuführen:
·
die diabetische Nervenstörung (Polyneuropathie, PNP)
·
die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)
Eine jahrelang unzureichende Blutzuckereinstellung führt zum
Auftreten einer diabetischen Nervenstörung (Polyneuropathie), von der 50 bis 60
Prozent aller Diabetikerinnen und Diabetiker betroffen sind Bei diesen
Patienten sind die Nerven durch die Zuckerkrankheit geschädigt, sie nehmen
Schmerzen an den Füßen nur noch eingeschränkt oder überhaupt nicht mehr wahr.
An Fußbezirken, die vermehrtem Druck ausgesetzt sind, bilden sich schmerzlose
Fußläsionen (Ulcera).
Ein weiteres Problem stellt die periphere
arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) dar, eine Durchblutungsstörung in den
Beinen, die zum Absterben von Gewebe (Nekrosen) führt. Diese umgangssprachlich
auch als "Raucherbein" bezeichnete schmerzhafte Durchblutungsstörung,
die sich isoliert bei zehn bis 20 Prozent der Diabetiker zeigt, gestaltet die
Wundversorgung oftmals schwierig.
Von der kombinierten Form (PNP und PAVK)
dieser beiden Symptomenkomplexe sind 20 bis 30 Prozent aller Diabetiker
betroffen. Dabei wird die Diagnose einer PAVK oftmals erst sehr spät gestellt,
da die diabetische Polyneuropathie die Schmerzhaftigkeit verschleiert.
Wie macht sich ein DFS bemerkbar?
Bei der PNP finden sich schmerzlose Ulzera an typischen Stellen der Fußsohle
mit meist ausgeprägtem umliegendem Hornhautwall. Vor Auftreten des sichtbaren
Geschwürs sind an diesen Stellen massive Hornhautschwielen mit kleinen Einblutungsbezirken
wahrzunehmen. Insgesamt erscheint das Bein rosig, warm und trocken. Im Rahmen
der Polyneuropathie entwickelt sich auch eine Veränderung im Fuß-Skelett, die
in ausgeprägten Fußskelett-Deformierungen resultieren kann und dadurch wiederum
das Entstehen von druckbedingten Ulzera begünstigt. Als weitere Folge der PNP
findet man lokale Verminderungen im Knochenmineralsalzgehalt des Fußes, mit der
Konsequenz schmerzloser Frakturen und nachfolgendem Zusammenbruch des
natürlichen Fußgewölbes (sog. Charcot Fuß).
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Sowohl durch PNP als auch durch PAVK bedingte Läsionen können bakteriell infiziert werden. Die Folgen einer zusätzlichen Entzündung können schwerwiegend sein: Bedingt durch das bei PNP auftretende Unvermögen, Schmerzen zu spüren, können Entzündungen sehr weit fortschreiten und bereits Knochen und Gelenke betreffen. Eine antibiotische Therapie ist dann nicht mehr in allen Fällen erfolgreich, sodass eine Amputation drohen kann.Durch eine PAVK bedingte Läsionen schreiten zur Körpermitte hin fort und zeigen sich als Nekrosen, die feucht oder trocken sein können. Das Bein ist in diesen Fällen bläulich (livid) und kalt. Als Vorboten der Mangeldurchblutung empfinden Patienten oftmals Wadenschmerzen, wobei jene Gehstrecke, die ohne Schmerzen zurückgelegt werden kann, immer weiter abnimmt (Claudicatio intermittens, Schaufensterkrankheit).
Noch gravierender zeigt sich eine Infektion bei PAVK-bedingter Läsion, da
aufgrund der Mangeldurchblutung keine ausreichend hohe Antibiotika-Dosis an den
Zielort vordringen kann.
Welche Maßnahmen sind zu setzen?
Die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung eines DFS ist eine
zumindest einmal jährliche Untersuchung (Screening) auf Polyneuropathie und
periphere arterielle Verschlusskrankheit. Einfache und rasche Untersuchungen
können die Diagnose einer PAVK und/oder PNP stellen und durch Aufklärung sowie
geeignete Maßnahmen, auch in Schulungskursen, den richtigen Umgang mit betroffenen
Beinen vermitteln.
Mithilfe eines Stimmgabeltests, der zeigt, wie gut Vibrationen
wahrgenommen werden,
eines Monofilament-Tests, der Auskunft über die Berührungs- und Druckempfindlichkeit gibt, sowie eines Tests zum Kälte-Wärme-Empfinden (Tip therm) kann eine PNP verifiziert werden und in der Folge bei Bedarf adäquates Schuhwerk verordnet werden (Konfektionsschuhe mit diabetischer Innenzurichtung oder Orthopädische Schuhe).
eines Monofilament-Tests, der Auskunft über die Berührungs- und Druckempfindlichkeit gibt, sowie eines Tests zum Kälte-Wärme-Empfinden (Tip therm) kann eine PNP verifiziert werden und in der Folge bei Bedarf adäquates Schuhwerk verordnet werden (Konfektionsschuhe mit diabetischer Innenzurichtung oder Orthopädische Schuhe).
Trotz des Unvermögens, Schmerzen als solche wahrzunehmen, geben
viele Patienten mit PNP an, vor allem in der Nacht brennende, stechende
Beinschmerzen zu fühlen. Dieses Missempfinden sollte unbedingt ernst genommen
und behandelt werden. Hierfür stehen mittlerweile zahlreiche Medikamente zur
Verfügung (Amitryptlin, Gabapentin, Pregabalin). Einen wichtigen Betrag zur
Reduktion der Schmerzsymptomatik stellt die Verbesserung der Blutzuckereinstellung dar.
Das einfache Tasten der beiden Fußpulse ermöglicht den Ausschluss
einer bedrohlichen Mangeldurchblutung. Weiterführende Blutdruckmessungen an den
Beingefäßen ( Doppler-Ultraschall), Duplex-Ultraschall oder Magnetresonanz-Untersuchungen der Gefäße ermöglichen
in weiterer Folge das Festlegen der notwendigen Eingriffe: Aufdehnung von
Engstellen in den Beingefäßen mit Hilfe eines Katheters (Angioplastie) bzw. Bypass-Operation an den Beingefäßen (vor allem bei Gefäßveränderungen, die weite
Strecken betreffen).
Die Maßnahmen bei DFS können wie folgt zusammengefasst werden:
·
Abklärung
der Durchblutungssituation und ggf. Wiederherstellung der Durchblutung
·
Röntgenuntersuchung,
weiterführende Magnetresonanz-Untersuchungen
·
Keimabstrich
und entsprechende Antibiotika-Gabe
·
Druckentlastung
des entsprechenden Beines durch Vorfuß/Fersen-Entlastungsschuh, Stützkrücken
oder Rollstuhl
·
Wundversorgung
mittels geeigneter Verbandsstoffe (Wundmanagement)
·
Chirurgische
Sanierung der Entzündungsherde, Knochenentfernungen, Minimalamputationen falls
erforderlich
·
Regelmäßige
Fußkontrolle durch geschulte Personen (diabetisch versierte Ärzte/Schwestern)
Wie kann man einem DFS vorbeugen?
Die beste Vorsorgemaßnahme ist die tägliche
Selbstkontrolle beider Beine auf:
·
Rötungen,
Schwellungen, Druckstellen, trockene, rissige Haut
·
Hornhautschwielen
·
aufgequollene
Hautbezirke (zwischen den Zehen)
·
offene
Stellen an den Fußsohlen oder Blauverfärbungen von Zehen/Fersen
Weitere
Vorsichtsmaßnahmen, die Sie berücksichtigen
sollten:
·
Vermeiden
Sie es, barfuß zu gehen.
·
Trocknen
Sie die Zehenzwischenräume stets gründlich ab.
·
Verzichten
Sie bei der Fußpflege auf Hornhautraspel und spitze Schere. Lassen Sie sich von
professionellen Fußpflegern (Podologen) unterstützen.
·
Kontaktieren
Sie bei Verletzungen oder Läsionen diabetische Fußambulanzen oder Ärztinnen und
Ärzte mit Erfahrung bei der Behandlung eines DFS. Warten Sie keinesfalls zu!
Autoren:
Dr. Evelyn Fließer-Görzer, Fachärztin für Innere Medizin,
Diabetes und Stoffwechselerkrankungen
Dr. Evelyn Fließer-Görzer, Fachärztin für Innere Medizin,
Diabetes und Stoffwechselerkrankungen
Quelle: netdoktor.at
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