Sind die
Zuckerwerte im Blut zu hoch, liegt aber noch kein Diabetes vor, sprechen Ärzte
von einem Prädiabetes. Ausgewogene Ernährung und genügend Bewegung können dann
viel bewirken
Diabetes Mellitus: Was ist ein Prädiabetes? |
Wann ein Typ-2-Diabetes vorliegt, lässt sich klar definieren:
Überschreitet die Menge an Traubenzucker (Glukose) im Blut eine bestimmte
Schwelle, sprechen Ärzte von der Zuckerkrankheit. Sie ist erreicht, wenn der
Blutzucker auf über 126 Milligramm pro Deziliter (mg/dl) beziehungsweise 7,0
Millimol pro Liter (mmol/l) geklettert ist. Bei Gesunden liegen die Zuckerwerte
unter 100 mg/dl beziehungsweise unter 5,6 mmol/l.
Doch was ist mit
den Menschen, bei denen der Zuckerspiegel bereits über der Norm liegt, die Definition
für einen Diabetes aber noch nicht erfüllt ist? Sie befinden sich in einer Art
Grauzone. "Die amerikanische Diabetes-Gesellschaft bezeichnet diese
Grauzone auch als ‚Prädiabetes‘, also als ein Vorstadium zum Diabetes",
sagt Professor Dirk Müller-Wieland, Pressesprecher der Deutschen Diabetes
Gesellschaft. Betroffene besitzen ein erhöhtes Risiko, in den kommenden Jahren
einen Diabetes zu entwickeln. Je früher Menschen mit dieser Risikokonstellation
erkannt werden, desto besser. Denn in diesem Fall besteht eine gute Chance, die
Zuckerkrankheit mit vergleichsweise einfachen Lebensstiländerungen noch
abzuwenden
Wann liegt ein Prädiabetes vor?
Nach derzeitiger
Definition sprechen Ärzte von einem ‚Prädiabetes‘, wenn eines der folgenden
Kriterien erfüllt ist:
·
Blutzuckerkonzentration nüchtern: zwischen 100 und 125 mg/dl (5,6-6,9
mmol/l)
·
Blutzuckerkonzentration zwei Stunden
nach Gabe von Glukose (Glukosetoleranz): zwischen 140 und 199 mg/dl bzw.
7,8-11,0 mmol/l
·
Langzeitzuckerwert HbA1c: zwischen 5,7 und 6,4 Prozent
"Derartige Werte deuten darauf
hin, dass das Insulin nicht mehr richtig wirkt und der Blutzucker nur noch
eingeschränkt in die Zellen aufgenommen wird", sagt Müller-Wieland. Das
Hormon Insulin hat die Aufgabe, den Zucker aus den Blutbahnen in die Zellen zu
schleusen. Sprechen diese nicht mehr richtig auf Insulin an, bezeichnen Ärzte
das als Insulinresistenz.
Die Folge: Die Glukose verbleibt im Blut und der Blutzuckerspiegel ist
dauerhaft erhöht. Vor allem Übergewicht, Bewegungsmangel und eine genetische
Veranlagung tragen zu dieser Entwicklung bei.
Ein Prädiabetes ist
deshalb oft nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zu einem Diabetes. Welche
Folgen diese Stoffwechsellage haben kann, zeigt beispielsweise eine
Langzeitstudie, die in der Region Augsburg durchgeführt wurde. Darin
beobachteten Wissenschaftler knapp 900 Menschen ohne Diabetes im Alter zwischen
55 und 74 Jahren über sieben Jahre hinweg. Wer zu Studienbeginn einen gestörten
Zuckerstoffwechsel aufwies, erkrankte viel häufiger an Diabetes als jene mit
einem normalen Stoffwechsel. Je nach Art der Störung war das Erkrankungsrisiko
fünffach (gestörter Nüchternblutzucker), neunfach (gestörte Glukosetoleranz)
oder 21-fach (beide Störungen zugleich) erhöht.
Schon ein
Prädiabetes kann der Gesundheit schaden
Das Gefährliche an erhöhten
Glukosewerten ist, dass sie im Blut auf Dauer die Gefäße, die Nerven sowie zahlreiche
Organe wie Herz, Nieren und Augen beeinträchtigen. Doch selbst wenn sich
ein Prädiabetes nicht zur Zuckerkrankheit entwickelt, stellt er ein
Gesundheitsrisiko dar. "Wir wissen heute, dass die Abnormitäten des
Blutzuckerstoffwechsels auch für sich alleine gehäuft zu Gefäßerkrankungen des
Herzens und anderer Organe führen", sagt Müller-Wieland.
Gesunder Lebensstil
beugt Diabetes vor
Liegt tatsächlich eine Vorstufe zum
Diabetes vor, ist dies noch kein Grund zur Panik. Eine weitere Verschlechterung
des Blutzuckerstoffwechsels lässt sich aufhalten, in vielen Fällen lassen sich
sogar die Werte normalisieren. Medikamente kommen dabei gewöhnlich nicht zum
Einsatz. "Prädiabetes ist keine Erkrankung, sondern eher ein Warnschuss
und es gibt auch keine dafür zugelassenen Arzneimittel", betont Müller-Wieland.
Stattdessen gilt es, den Lebensstil auf den Prüfstand zu stellen und
anzupassen. Oft haben Übergewicht und zu wenig Bewegung entscheidend dazu
beigetragen, dass der Zuckerstoffwechsel aus dem Lot geraten ist.
Am besten lässt sich dem Prädiabetes
durch eine gesunde und ausgewogene Ernährung begegnen, bei der die zugeführte
Kalorienmenge dem Energieverbrauch angepasst ist. Wer Übergewicht hat, sollte abnehmen.
Wird der Anteil an Fettgewebe im Körper, vor allem in der Bauchgegend,
abgebaut, kann sich die Insulinwirkung wieder bessern.
"Darüber
hinaus gilt die Faustregel, sich mindestens 150 Minuten pro Woche und verteilt
auf mindestens drei Tage intensiv zu bewegen", sagt Müller-Wieland.
Muskelaktivität führt dazu, dass mehr Zucker aus dem Blut in die Zellen
geschleust wird, und verbessert auch die Empfindlichkeit der Zellen gegenüber
Insulin. Noch besser sei es, fünfmal pro Woche für eine halbe Stunde aktiv zu
werden. In großen Untersuchungen ließ sich dadurch das Erkrankungsrisiko
deutlich senken. Wichtig: Wer längere Zeit keinen Sport getrieben hat oder neu
einstiegt, sollte sich vorab vom Arzt untersuchen und zum optimalen Pensum
beraten lassen.
Wer bereits die
Vorstufe zum Diabetes hat, kann also selbst viel tun, um gegenzusteuern.
von Günter Löffelmann
Quelle: diabetes-ratgeber.net
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